FachwerkKritzelbuch

Ein Baukultur-Bildungsformat zum Aufschlauen, Entdecken und Verknallen von Jugendlichen für Jugendliche

 

 „Vorher ist das nicht so richtig aufgefallen – ist halt Einbeck mit den Fachwerkhäusern. Aber jetzt, durch das Arbeiten, denkt man viel mehr drüber nach, wenn man an den Häusern vorbeifährt.“

 (O-Ton Denkmalpaten)

Fachwerkbauten prägen die Region Südniedersachsen. Durch die Aktivitäten der Deutschen Fachwerkstraße und des Fachwerkfünfecks hat das Bewusstsein für den Wert dieses baukulturellen Erbes in den letzten Jahren Aufwind erhalten. Hauptorte dieser Aktivitäten sind die Fachwerkstädte, Hauptzielgruppe für die Vermittlung von Fachwerkkultur sind Erwachsene. Um das Fachwerkerbe breit in die Zukunft zu bringen, ist die Einbindung von Jugendlichen und die Vermittlung von Fachwerkwissen auch in der Region (Gemeinden und Dörfer) entscheidend.

In unserer feinen Fachwerkstadt Einbeck hat Patricia M. Keil vor zwei Jahren die Jugendgruppe der Denkmalpaten gegründet. Dieses Projekts wird seit 2021 von Dr. Dorothee Hemme ethnografisch begleitet. Diese Erfahrungen zeigen 1), dass Jugendliche mit Begeisterung zu Experten für Fachwerk werden, wenn sie die Dinge selbst in die Hand nehmen dürfen und 2), dass eine eigenständige Annäherung an diese faszinierende Baukultur die Wahrnehmung und Wertschätzung des eigenen Lebensortes bei den Jugendlichen positiv verändert!

Im Projekt Fachwerk-Region-Zukunftsvision bilden die Denkmalpaten den ersten Experten-Nukleus für eine Jugendredaktion. Ihre Erfahrungen mit der Fachwerkbaukultur werden zusammengetragen und in AGs bzw. Projekttagen Schülerinnen und Schülern aus Einbecker Schulen vorgestellt und diskutiert. Wahrnehmungsspaziergänge durch Fachwerkorte, Input zu den Themen „redaktionelles Arbeiten und Textproduktion“ sowie zu den Themen „praktischer Umgang mit dem Fachwerk und Klimaschutz durch Fachwerkerhalt“ verbreitern im Rahmen der Treffen die Wissensgrundlage von allen beteiligten Schülerinnen.

„Was könnte an Fachwerkhäusern interessant sein – und wie verklicker ich das meiner Peergroup?“ Ideen zu einem geeigneten Vermittlungsformat sollen in den nächsten Monaten entwickelt werden. Dieses erarbeitete interaktive Bildungsformat soll eine kreative Annäherung und Auseinandersetzung mit Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Fachwerkbaukultur in unserer Region ermöglicht, das Jugendlichen in der ganzen Region kostenlos zur Verfügung steht.

Ziel ist eine lustvolle, kreative Sensibilisierung für den Wert und die Zukunft des Fachwerkerbes unserer Region. Das Format wird – durch die Unterstützung der Denkmalpaten, die bereits profunde Erfahrung in der aktiven Auseinandersetzung mit historischer Fachwerkkultur gesammelt haben – gemeinsam mit Jugendlichen entwickelt. Durch diese gezielte Einbindung der eigenen ästhetischen Praxis der Jugendlichen wird ein Format kreiert, das Fachwerkwissen und Fachwerkbegeisterung wirkungsvoll in diese Zielgruppe vermittelt und so eine breite, zukunftsweisende Partizipation am baukulturellen Erbe in der Fläche ermöglicht.

Die drei Lehrbeauftragten Carolin Prinzhorn, Haike Gänse und Sonja Tinney von der HAWK kamen mit rund 75 Studenten des fünften Semester zum Projekt „Bauen im Bestand“ ins Wolpeterhaus. Die Studenten des Wintersemesters 2021/22 waren eifrig bei der Sache und konnten stundenlang das Haus erforschen.